Es reicht nicht, nur neue Buzzwords einzuführen und mit der Veränderung an der Oberfläche zu bleiben. Erfolgreiche Transformation benötigt viel mehr. Veränderungsansätze müssen an Kontext und Komplexität der Umstände, mit denen sie konfrontiert sind, angepasst werden. Feedback-Mechanismen und Transparenz sind essenziell, um eine Kultur des Vertrauens schaffen und aufrechterhalten zu können.

SASCHA SCHWINKE

Sascha Schwinke

Agile Transformation als Blaupause für unternehmerischen Erfolg?

Ein Erfahrungsbericht zur Anwendung des Spotify Modells

Organisationen sind komplexe Systeme und in ihrer Struktur weniger statisch, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn Organisationen leben und entwickeln sich mit den Menschen, die in ihnen arbeiten, sowie den Herausforderungen, im Kontext derer sie bestehen müssen.

Agilität verspricht dabei nicht nur Raum für den individuellen Einsatz der Potenziale eines jeden Einzelnen, sondern auch für das flexible Reagieren auf die volatilen Herausforderungen unserer Zeit zu machen. Agile Skalierungsmodelle wie das Spotify Modell winken hierzu mit einem schablonenhaften Aufbau – simpel in der Umsetzung und schnelle Erfolge versprechend. Unsere Erfahrung zeigt – bei agilen Transformationsprozessen geht es jedoch weniger um das Anwenden einer agilen Blaupause, sondern vielmehr darum, auf Basis der spezifischen Herausforderungen eines Unternehmens, individuell passende Prinzipien und Praktiken zu identifizieren – und diese dann im Sinne von Agilität so zu etablieren, dass sie für die individuelle Zusammenarbeit und Zielerreichung einen nachhaltigen Mehrwert stiften.

Auftrag

Im Rahmen eines „Future Operating Models“ sollten ca. 30% der Gesamtorganisation in agile Organisations- und Zusammenarbeitsformen überführt werden. Agile Fähigkeiten sollten dabei über die gesamte Organisation so vermittelt und verankert werden, dass perspektivisch auch eigene Ressourcen als Agile Coaches und Scrum Master*innen eingesetzt werden können. consistency wurde in diesem Rahmen beauftragt, die Agile Transformation und aufkommende Herausforderungen zu begleiten. Unser Beratungs- und Coachingansatz beruht dabei auf der nachhaltigen Verankerung von Fähigkeiten, um die Beteiligten zu befähigen, die Veränderungen auch nach unserer Unterstützungsleistung langfristig leben zu können.

Zielstruktur

In einem Wellen-basierten Transformationsvorgehen wurde das Zielbild der agilen Ablauforganisation Schritt für Schritt umgesetzt: Dazu wurden initial Tribes konzipiert, welche den Zusammenschluss mehrerer agiler Teams zu einer größeren organisatorischen Einheit bilden. Daraus wurden, den Kern der Organisationsform darstellend, kleine autonome Teams, sogenannte „Squads“, geformt, welche im Rahmen des zuvor definierten Purpose und langfristiger Ziele, sowie den agilen Werten und Prinzipien selbstbestimmt arbeiten. Flankierend dazu wurde über „Chapter“ ein fachlicher Zusammenschluss aus Kolleg:innen mit der gleichen Profession gebildet, über welchen die fachliche Weiterentwicklung, sowie die Entwicklung einheitlicher Standards sichergestellt werden sollte.

Konkrete Umsetzung

Den Kern unserer Unterstützungsleistung stellte dabei die Vermittlung und Etablierung der agilen Prinzipien durch methodische, sowie fachliche Beratung, Coaching und Training dar. Um die agile Zielstruktur unter Berücksichtigung der aktuellen Organisationscharakteristika etablieren zu können, wurde gemeinsam mit Vertretern der Organisation ein Team zur Begleitung der agilen Transformation geformt. Im Rahmen dieses Teams fand zu Beginn, sowie kontinuierlich über den Verlauf eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der bestehenden Organisationskultur statt. Dazu wurde sich die intensive Frage gestellt, wie die angestrebten Veränderungen im Rahmen der bestehenden Organisationsstruktur zu interpretieren sind und in diesem wahrgenommen werden. In Ergänzung zur methodischen Umsetzung der Transformation, wurden kontinuierlich die fachliche Frage danach gestellt

  • wie die jeweiligen Teams aktuell funktionieren, und was der Business value der Arbeit und Energie, die das Team generiert, ist.
  • Was die jeweiligen Teams brauchen, um die agilen Strukturen gut annehmen und leben zu können, und wie das Team funktioniert.
  • Wo es gegebenenfalls auch keinen Sinn macht agile Teams zu etablieren, da dies der Natur der Aufgabe im Weg stehen statt erleichtern würde
  • (…)

Des Weiteren wurde Wert darauf gelegt, auch die Organisationseigene Führungskultur zu berücksichtigen und mitzunehmen. Dazu wurden beteiligte Führungskräfte über ein eigens entwickeltes Programm (FiA – Führen in Agilität) involviert und aktiviert.  Über weitere bedarfs-spezifische Formate, wie eine Agile-Coach-Ausbildung und weitere Vernetzungs-Aktivitäten (Guilden, Community of Practice, etc.), wurde weiterhin Raum für die individuell aufkommenden Themen und Bedürfnisse im Rahmen der Transformation geschaffen, so dass die benötigten Fähigkeiten nachhaltig etabliert werden konnten.

Fazit/ Mehrwert

Agile Transformation ist möglich. Kern der Idee ist es dabei, eine optimal funktionierende Organisation auf Basis gut aufgestellter und gestärkter Teams zu entwickeln. Auf dem Weg dahin stellen Rahmenwerke wie das Spotify Modell eine gute Basis und wertvolle Inspiration dar. Sie ersetzen jedoch nicht die tiefgreifende Auseinandersetzung mit den bestehenden Strukturen. Denn nur wenn diese in der Tiefe verstanden-, und die Menschen, die darin arbeiten in ihrer bestehenden Struktur abgeholt werden, wird agile Transformation auch langfristig bestehen und die erhofften Früchte tragen.